Die Ermittlung

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Das Stadtensemble liest "Die Ermittlung" von Peter Weiss, geschrieben unmittelbar nach dem ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965. Am 8. Mai 2022 im Amtsgericht – szenische Lesung in Dauerschleife, 0 bis 24 Uhr. „Die Ermittlung“, ein dokumentarisches Ausnahmewerk von Peter Weiss, wurde unmittelbar nach dem ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 geschrieben und im Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung an fünfzehn west- und ostdeutschen Theatern sowie von der Royal Shakespeare Company London uraufgeführt. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück u.a. aus den Berichten, die Bernd Naumann für die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben hat. „Die Ermittlung“ ist in elf „Gesänge“ unterteilt. Diese sind nach thematischen Schwerpunkten gereiht und zeigen den Weg der Opfer von der Rampe bei der Ankunft in Auschwitz bis zum Feuerofen. Bewusst verzichtet Weiss auf ausschmückende oder psychologisierende Elemente. Der Text ist zum Teil wörtlich den Gerichtsprotokollen entnommen. Die Personnage besteht 9 anonymen Zeug*innen, sie stehen für die 300 Zeug*innen, die von 1963 – 1965 ausgesagt haben. Die 18 Angeklagten treten unter ihren richtigen Namen auf, im Gegensatz zu den Häftlingen, die gewaltsam ihrer Namen entledigt wurden. Ein/e Ankläger*in spricht stellvertretend für alle Staatsanwält*innen und Nebenkläger*innen. Ein/e Richter*in symbolisiert das Gericht, ein/e Verteidiger*in steht für alle Verteidiger*innen. Am 8. Mai 2022 führt das Stadtensemble eine 24-stündige szenische Lesung im großen Saal des Amtsgericht Münster auf. Diese war für den Holocaustgedenktag am 27. Januar 2021 geplant und musste aufgrund der Corona-Pandemie leider zweimal verschoben werden. Die Akteur*innen rotieren in 6 Durchgängen von 0 Uhr bis 24 Uhr, unterstützt durch Musiker*innen aus Münster, durch die Personnage des Stückes. Jede/r ist Zeuge oder Zeugin, Angeklagte oder Angeklagter, Richter*in, Ankläger*in oder Verteidiger*n. In den Übergängen der verschiedenen Gesänge werden Musiker*innen Münsters das Thema auf ihre Art aufgreifen und improvisatorisch einen erweiterten sinnlichen Rahmen schaffen. Bald wird es keine lebenden Zeug*innen des Holocaust mehr geben. Umso wichtiger wird es, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Die „Ermittlung“ ist eine Ermittlung über uns, über eine Gesellschaft, die den Holocaust ermöglicht hat.

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